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Mario Köpers, Executive Director Unternehmenskommunikation der TUI Deutschland, ist ein Vollblut-Tourismus-PR-Profi. Seite 1999 leitet er die Pressearbeit der TUI Deutschland. Zwei Jahre später erhielt er Prokura und wurde Direktor der Unternehmenskommunikation. Nach der Umstrukturierung zur TUI AG wurde Köpers die Gesamtverantwortung aller Presseaktivitäten des TUI Konzerns übertragen. 2006 wechselte Köpers zu Thomas Cook Ag und übernahm dort die Gesamtleitung der Konzernkommunikation. 2007 kehrte er zur TUI zurück. Innerhalb der neu gegründeten TUI Travel PLC wurde er zum Kommunikationsdirektor für Europa Mitte ernannt.

1. Herr Köpers, Sie haben auf Ihrer Sommer Katalog Präsentation  im November zum ersten Mal neben Journalisten auch Reiseblogger eingeladen. Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Die „Kommunikationswelt“ und das Medienverhalten unserer Kunden verändern sich. Klassische Medien verlieren an Bedeutung: Die Auflagen von Zeitungen werden kleiner, und einige Blätter wie zuletzt die Frankfurter Rundschau oder die Financial Times Deutschland verschwinden ganz vom Markt. Gleichzeitig informieren sich immer mehr Menschen über das Internet und kommunizieren über soziale Netzwerke. Als touristischer Marktführer darf man vor dieser Entwicklung nicht die Augen verschließen. Die Vision von Bloggern, die live von unserer Programmpräsentation berichten, hatte ich übrigens bereits vor rund einem Jahr. Zuvor hatte ich gelesen, dass bei den großen Präsentationen der internationalen Modelabels mittlerweile auch Blogger in der ersten Reihe sitzen – gleich neben den renommiertesten Modejournalisten. Das fand ich spannend. Ich freue mich, dass wir es dieses Jahr in Dubai nun tatsächlich realisieren konnten.

2. Wie ist ihr Resümee jetzt nach der Veranstaltung über diese Entscheidung?

Ich bin ehrlich gesagt positiv überrascht vom „Output“ der Blogger. Ich glaube unserem Ziel, mit diesem Schritt in den sozialen Netzwerken verstärkt Erwähnung zu finden, um auch von neuen weltoffenen und abenteuer-orientierten Zielgruppen wahrgenommen zu werden, sind wir damit schon mal einen Schritt näher gekommen. Auch in der Bloggerszene wurde das sehr wohl wahrgenommen. Jedenfalls haben wir in der Folge viele weitere Kontakte zu Bloggern gehabt.

3. Welche ethischen Grundsätze wünschen Sie sich in der Zusammenarbeit zwischen Bloggern und der Industrie?

Grundsätzlich gelten hier für mich die gleichen Grundsätze wie in der Zusammenarbeit mit Reisejournalisten. Wenn wir zu einer Pressereise oder zu einer individuellen Recherchereise einladen, dann ist meine Erwartung, dass sich der Journalist oder Blogger bereits im Vorfeld der Reise überlegt, ob er aus dem angebotenen Thema etwas machen kann. Wenn nicht, dann sollte er die Reise gar nicht erst antreten. Leider erleben wir immer wieder, dass einzelne Journalisten während oder nach einer Reise feststellen, „daraus kann man ja gar nichts machen“. Das finde ich unseriös. Nehme ich die Einladung an, dann ist das für mich ein Deal. Wir zahlen und dafür gibt es Berichterstattung. Auf die Inhalte nehme ich nur insofern Einfluss, als dass ich Informationen und Gesprächspartner bereitstelle. Der Rest liegt in der Betrachtung des Journalisten oder Bloggers.

4. Was meinen Sie: gibt es Unterschiede zwischen Reisebloggern und Reisejournalisten und wenn ja, wo liegen diese?

Auf den ersten Blick sind die Arbeitsweisen durchaus ähnlich. Reiseblogger haben ja auch nicht selten eine journalistische Vergangenheit, beherrschen also durchaus ihr Handwerk. Sie sind nur deutlich technikaffiner als der durchschnittliche Reisejournalist, haben zumeist Laptop, Smartphone, Video- und Fotokamera dabei und nutzen das ganze Spektrum sozialer Netzwerke. In Dubai wurde etwa während der Pressekonferenz getwittert, was mich sehr an die Arbeit eines Agenturjournalisten erinnerte. Und später wurde dann während der Ausflüge wie bei Reiseredakteuren fotografiert und recherchiert – aber eben auch gefilmt.

5. Erzählen Sie uns über Ihren Corporate Blog, welche Inhalte erwarten den Leser?

Dazu kann ich noch nicht allzu viel sagen. Das Thema ist in Vorbereitung und wird voraussichtlich im Januar an den Start gehen. Die Kollegen von TUI.com gehen hier voran und werden über eigene Reiseblogs versuchen, zusätzlichen Traffic auf unsere Website zu bekommen. Auch über einen Newsblog wird nachgedacht, hier sitzen wir als Unternehmenskommunikation mit im Boot. Unser Problem ist nur, dass wir mit gleicher Manpower immer mehr Kanäle und Themen bedienen müssen – und dem sind dann leider irgendwann einmal natürliche Grenzen gesetzt.

6. Wie hat TUI bisher in Sachen Social Media kommuniziert?

Wir sind erst vor gut anderthalb Jahren in die sozialen Netzwerke eingestiegen. Zunächst mit Twitter und Facebook, dann auch mit Youtube und Google+. Blogs und Pinterest werden in Kürze folgen. Bislang haben wir hier – verglichen mit anderen großen Unternehmen in Deutschland – nur in der 2. Bundesliga gespielt. Das muss und wird sich ändern. Wir sind kurz vor Verabschiedung einer neuen Strategie und dann wollen wir auf jeden Fall im nächsten Jahr in die Bundesliga aufsteigen und mittelfristig die Champions-League erreichen. Dafür braucht es ein Konzept, das haben wir. Aber eben auch Budget und die richtige Leute, daran arbeiten wir.

7. Wie nutzen Sie selbst Social Media?

Ich finde es beruflich spannend, mich mit neuen Themen auseinanderzusetzen. Und dazu gehört auch Social Media. Auch kann ich mir vorstellen, im nächsten Jahr als PR-Mann der TUI einen eigenen Twitter-Kanal der TUI zu betreiben. Aber privat? Dann bin ich froh, wenn ich mal nicht in den Computer schauen muss. Das überlasse ich meinen beiden Töchtern, die mit elf und 14 Jahren schon die ganze Klaviatur sozialer Netzwerke drauf haben. Das sind unsere Kunden von morgen, und deshalb schaue ich da auch sehr genau hin.

Kontaktmöglichkeiten

Flughafen Hamburg. Im Zubringer nach Frankfurt steigt die Unruhe. Kurz vor dem Start stellt die Lufthansa eine Delle am Flugzeug fest. Nichts Schlimmes wie sich bald zeigen wird, doch bis zu diesem Bald berät sich etwa ein halbes Dutzend Reisende lautstark über mehrere Sitzreihen hinweg. Es fallen Sätze wie „Dann soll die TUI uns halt auf den Direktflug von Hamburg nach Dubai umbuchen“. Jörg und ich schauen uns an und wissen: Das sind die mitreisenden Journalisten.

PK zur Präsentation des Sommerprogramms der TUI in Dubai / © Heike Kaufhold, Koeln-Format.de

Wie jedes Jahr im Herbst hat die TUI Anfang November einen Charter mit Journalisten vollgeladen, um ihnen ihr Sommerprogramm fürs kommende Jahr zu präsentieren. Diesmal sollte es nach Dubai gehen – inklusive einer Neuerung: Zum ersten Mal wurden auch Reiseblogger eingeladen. Neun Plätze wurden für die neuen Kollegen freigemacht, fünf davon durfte unser Kollektiv belegen. Schon im Vorfeld hieß es von TUI-Seite: Man erwarte nicht, dass wir über die Präsentation berichten. Das sei schließlich nur wenig zielgruppenrelevant. Jau! Es gehe vorrangig darum, sich kennenzulernen, sich zu beschnuppern, zu schauen, ob und wie man in Zukunft zusammenarbeiten kann. Für uns ein toller, aus Sicht einiger klassischer Journalisten anscheinend ein unverständlicher Schritt – wie wir im Verlauf der Reise noch feststellen sollten… Journalist vs. Blogger?

Jörg und ich schalten uns in das Kabinengeschehen auf Hamburgs Rollfeld ein. Die Mittfünfzigerin neben mir: „Ach, dann seid ihr diese Blogger, oder?“ Diese – kein schöner Artikel. Dabei meint sie es gar nicht böse. Sie weiß nur einfach nichts mit uns anzufangen. Geschweige denn, was wir so den ganzen Tag mit dem Internet anfangen. Doch das Eis ist schnell gebrochen, es wird klar: Die Mitarbeiterin der touristischen Fachzeitschrift fvw ist ernsthaft interessiert. Sie will es wirklich beigebracht bekommen, wer oder was Blogger sind.

„Moment“, sage ich. „Ich schick‘ nur noch kurz einen Tweet an die anderen, dass wir uns verspäten.“ Darauf sie: „Ha, ich weiß, was du machst – du twitterst!“ Ich freue mich, dass sie sich freut, hebe meinen Daumen und denke „Gefällt mir“. Ich sag’s aber nicht. Man will ja nicht gleich alle Klischees bestätigen.

Mit TUIfly nach Dubai / © Nina Hüpen-Bestendonk, Smaracuja.de

Der Flieger hebt ab, der Frau raucht schon bald der Kopf. Kann ich gut verstehen – wer blickt bei den ganzen sozialen Netzwerken schon noch durch?! Sie fragt: Was ist denn ein Hashtag? Wir trinken: Kaffee. Ich erkläre: Liken, Tweeten, Instagramen. Wir schauen aus dem Fenster: Landung in Frankfurt.

Nach dem Aussteigen verlieren wir uns aus den Augen, aber wir werden uns ja wiedersehen – in Dubai!

Dubai aus dem getönten Busfenster / © Nina Hüpen-Bestendonk, Smaracuja.de

Zwei Tage und unzählige Eindrücke (aus dem Reisebus und von einem kochenden Seelenretter, von Jojo-Wettkönigen, einem 90er-Jahre-Segeltörn und der späten Erkenntnis, wirklich in der arabischen Welt zu sein) später sitzen wir alle gemeinsam, Journalisten und diese Blogger, in einem kühlen Konferenzraum und lauschen der TUI-Präsentation. Wir twittern über dieses und jenes und versehen alles mit dem Hashtag #TUIDubai13. Und dann plötzlich taucht zwischen unseren Beiträgen doch tatsächlich ein Tweet von der fvw auf – MIT Hashtag: „TUI: Der neue CEO Clemens über seine Ziele: Der Bericht auf fvw.de. #TUIDubai13″. Superklasse! Schnell gelernt, schnell geschaltet – wofür Flugverspätungen doch manchmal gut sein können.

Ein Teil der Bloggercrew / © Angelika Schwaff, Ichweisswo.Blogspot.de

In der Mittagspause gibt es weitere Annäherungen zwischen Journos und Bloggern. Angelika nimmt sich außerdem die Zeit, einer Kollegin aus dem Reisejournalismus zu erklären, was Blogger tun. Man scheint uns gegenüber aufgeschlossen zu sein – leider gilt dies nicht für alle.

Im weiteren Verlauf der Pressekonferenz bekommen die TUI-Sprecher auf der Bühne auch kritische besorgt klingende Fragen gestellt wie: „Werden Sie im nächsten Jahr NOCH mehr Blogger einladen?“ Hört sich stark nach der Angst an, bei der nächsten Präsentation keinen Platz mehr abzubekommen. Und tatsächlich bestätigen mir einige Printkollegen im späteren Gespräch, dass es in der klassischen Schreiberriege eine steigende Bersorgnis gibt, wir könnten ihnen in Zukunft irgendetwas wegnehmen. Schade eigentlich, das ist doch gar nicht unser Ziel.

Das Aquarium im Atlantis-Hotel / © Heike Kaufhold, Koeln-Format.de

Die schönste Szene im Rahmen dieser Thematik trägt sich am Abend unseres Dinners im Atlantis-Hotel zu. Zusammen mit einer Gruppe Journalisten geht Nina die geschwungene Treppe des Hotels in Richtung Aquarium hinunter, als eine ältere Journalistin in die Runde fragt: „Darf man hier kurz stehenbleiben und ein Foto machen?“ Daraufhin Nina scherzhaft: „Nein, das geht auf gar keinen Fall.“ Die Frau erkundigt sich: „Sind Sie Blogger?“ – „Ja, wieso?“ – „Weil Sie so aggressiv sind.“

Offenbar gibt es wirklich noch einige Dinge zwischen Journalisten und Bloggern zu klären. Wir sind bereit für diesen Dialog und freuen uns, hier und da ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen. Nur eines können wir in diesem Leben nicht mehr werden: Aggroblogger. Die Domain ist bereits vergeben.