Author: Christoph

Es war dieses Jahr hier im Blog ziemlich ruhig, was uns einerseits ein wenig unangenehm ist, andererseits aber auch eine gute Nachricht beinhaltet: Das Reiseblogger Kollektiv war 2014 reichlich beschäftigt!

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Anfang des Jahres haben wir zusammen mit Marianna Hillmer-Wiechmann den Corporate Blog für MEININGER Hotels entwickelt, mit Reisetipps rund um die Häuser in zehn europäischen Städten bestückt und ihn im ersten Quartal gelauncht.

Im März waren wir offizieller Partner der Internationalen Tourismusbörse (ITB) Berlin, für die wir die Beratung fürs Blogger Speed Dating übernommen und ein Panel zum Thema „Professionelle Zusammenarbeit von Bloggern und PR“ veranstaltet haben. Johannes war außerdem Gast beim diesjährigen ITB-Mediengipfel, bei dem es um die Frage nach neuen Medien in Deutschland ging.

STS

Der April stand ganz im Zeichen des ersten Social Travel Summit in Leipzig, den wir gemeinsam mit iambassador und der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) veranstaltet haben. Die Konferenz zum Austausch von Reisebloggern aus aller Welt und Vertretern der Tourismusindustrie in Sachen Social Media Marketing war ein so großer Erfolg, dass es vom 20. bis 22. April 2015 eine Neuauflage in Hamburg geben wird. Reiseblogger können sich ab sofort hier für ihre Teilnahme bewerben, (Early-Bird-)Tickets für die Teilnehmer aus der Industrie gibt es hier.

Im Laufe des Jahres kamen weitere Content-Aufträge u.a. von mitfahrgelegenheit.de dazu, für die wir Tipps zu außergewöhnlichen Pausenstopps auf Deutschlands Hauptstrecken recherchiert haben. Im September waren Nina und Christoph auf Klassenfahrt in Europa, um das Erlebnis Klassenfahrt für den Veranstalter Herolé Reisen in Text-, Foto- und Videoform zu dokumentieren. Und auch für die Kanäle der Philippinen sowie das Bundesland Niedersachsen waren wir als Content Creator unterwegs.

Das Reiseblogger Kollektiv in den Medien

Auf unseren Recherchenreisen wurden wir dieses Jahr von zahlreichen Medien begleitet. Nina stand dem ZDF zum Thema Heimat Rede und Antwort, Heike hatte bei ihrem Trip durch Niedersachsen das Mikro von 1Live unter der Nase – und bei den zehn Reiseblog-Favoriten des COUCH Mag dürfen wir gleich fünf Plätze besetzen.

Angelika und Heike gaben der PC Welt Tipps zum Fotografieren, außerdem wurde Angelika von Yahoo im Rahmen der ITB vorgestellt. Yvonne nahm Galileo mit auf einen Roadtrip durch Deutschland, wurde vom Tagesspiegel zu ihrer Liebe zu Brandenburg interviewt, und ihr Instagram-Profil wurde von Esquire und Yahoo vorgestellt. Christophs Projekt „In 10 Tagen um die Welt“, das er im Oktober durchgeführt hat, brachte ihm die Aufmerksamkeit von Spiegel Online, EinsPlus und dem NDR.

Vielen Dank für euer Interesse und viele Grüße an unsere Partner, mit denen wir auch 2015 wieder durchstarten werden!

Liebe Stylofreaks (ach ja, und Reisefreunde),

der Seitenscheitel sitzt, die Schuhe sind geputzt und die Unterwäsche ist gebügelt. Es ist ITB-Woche, und das Reiseblogger Kollektiv wird beim dreitägigen Dauerlauf durch die Messehallen und Off-Locations extrem gut aussehen. Zumindest glauben wir selbst noch fest daran. Mal sehen, wann der erste Tropfen Schweiß unsere frisch getönten Strähnchen traurig aussehen lässt und der erste zwischen zwei Terminen gezogene Coffee to run auf unseren Lackschühchen landet. Von unserem tatsächlichen Zustand könnt ihr euch auf den folgenden Events selbst überzeugen:

1. Travel Massive

Bevor die ITB am Mittwoch so richtig los geht, freuen wir uns tierisch, am Dienstag Abend endlich mal wieder mit anderen Reisebloggern und Kollegen in großer Runde zusammen zu kommen. Fürs Travel Massive, einmal mehr organisiert von Pocketvillage, haben inzwischen fast 400 Leute zugesagt. Das verspricht ein großartiges Networking zu werden – auch wenn jetzt schon klar ist, dass dieser eine Abend zum Austauschen nicht reichen wird. Aber dafür gibt es in den Folgetagen ja zum Glück noch weitere Events von und mit Bloggern.

  • WANN? Dienstag, 05.03.13 / ab 19.00 Uhr
  • WO? Gidsy, Adalbertstraße 6, 10999 Berlin

 

2. BlogSpots der Deutschen Zentrale für Tourismus

Gemeinsam mit der DZT, der Deutschen Zentrale für Tourismus, werden wir an gleich zwei Fachbesuchertagen BlogSpots für Reiseblogger veranstalten. Heißt: Es gibt am Messestand der DZT kostenloses Wi-Fi, Handy-Ladestationen und ein paar Softdrinks. Darüber hinaus werden wir u.a. unser gemeinsames Projekt Youth Hotspots in Germany – Share the moment vorstellen – eine Kampagne, die jetzt im März an den Start gehen und Deutschland als Reiseziel für junge, internationale Traveller fokussieren wird. Mehr Infos dazu sowie zu unserer anstehenden Instagram Challenge, bei der ihr großartige Reisepreise gewinnen könnt, findet ihr hier.

  • WANN? Mittwoch, 06.03.13 / 14.45 Uhr – 15.15 Uhr & Donnerstag, 07.03.13 / 14.00 Uhr – 14.30 Uhr
  • WO? Halle 12, Stand 102

 

3. ITB Travel Tweet-Up

Auch in diesem Jahr haben iambassador, Traveldudes und das Global Bloggers Network wieder ein Tweet-Up zur ITB organisiert. Und das war eine fantastische Idee. Denn es wird – siehe Punkt 1 – unmöglich sein, sich an einem Abend mit 400 Leuten zu unterhalten. Deshalb wird es einen Abend später eine erneute Chance zum Networken und Tweeten mit bisher fast 300 Teilnehmern geben. :)

  • WANN? Mittwoch, 06.03.13 / ab 20.00 Uhr
  • WO? Wind & Wetter, Brunnenstraße 196, 10119 Berlin

 

4. Panel: Von Bloggern und Unternehmen – Wie der deutschsprachige Markt auf das Phänomen Reiseblogs reagiert

Zum Abschluss der Fachbesuchertage wird das Reiseblogger Kollektiv schließlich ein eigenes Panel haben. Angelika, Nina und Yvonne werden gemeinsam mit Vertretern der Industrie (Mario Köpers, TUI Deutschland & Catharina Fischer, DZT) über die Zusammenarbeit von Unternehmen und PR-Agenturen mit Reisebloggern diskutieren sowie die Unterschiede zwischen der internationalen und der deutschsprachigen Bloggerszene aufzeigen.

  • WANN? Freitag, 08.03.13 / 12.30 Uhr – 13.30 Uhr
  • WO? Halle 7.1c, eTravel Lab

 

Wir freuen uns in den nächsten Tagen auf zahlreiche bekannte und vor allem neue Gesichter. Bei welchem der Events werdet ihr vorbeischauen?

Hanna Kleber

Hanna Kleber ist Gründerin und Geschäftsführerin von KPRN network, eine der führenden PR- und Marketing-Agenturen für Tourismus in Deutschland.

1. Frau Kleber, Wann haben Sie persönlich Blogger zum ersten Mal wahrgenommen?

Blogger spielen für uns bereits seit mehreren Jahren eine zunehmend große Rolle. Insbesondere in den letzten zwei Jahren haben sich Blogs auch in Deutschland als ernstzunehmender Kanal für unsere PR-Arbeit etabliert.

2. Was war Ihr erster Gedanke, als Sie von der Gründung des Reiseblogger Kollektiv gehört haben?

Spannend! Und endlich hört sich etwas nach Struktur an im Blogger-Dschungel. Darum haben wir das Kollektiv auch gleich zu uns in die Agentur eingeladen. Der Austausch war, so denke ich, für beide Seiten extrem wertvoll.

3. Inwieweit haben Ihre Agentur bzw. Ihre touristischen Kunden bisher mit Reisebloggern zusammengearbeitet?

Wir planen inzwischen Bloggerreisen genauso wie klassische Pressereisen. Je nach Zielgruppe des Kunden sind Blogger in Deutschland unverzichtbar geworden. Bei der Planung der Bloggerreisen gibt es ein paar Besonderheiten, so benötigen sie bereits während der Reise genug Zeit, um die Blogbeiträge zu schreiben. Bei Destinationen wie Namibia oder Northern Territory und sicherlich auch in bestimmten Regionen in Thailand und Südafrika ist es beruhigend zu wissen, dass ein Blogger nicht ständig online sein muss. Denn das ist an manchen exotischen Orten der Erde, wie ich finde, zum Glück noch nicht der Fall.

4. Wie unterschiedlich handhaben die von Ihnen betreuten Destinationen den Umgang mit Blogs und Social Media?

Wie schon gesagt kommt es auf die Zielgruppe des Kunden an. Generell hegen eigentlich alle unsere Kunden Interesse an Bloggern und natürlich an Social Media. Darum ist es extrem wichtig, die einzelnen Blogger zu kennen und zu wissen, wie sie arbeiten. Wie bei jeder PR-Aktion spielt auch hier am Ende das Ergebnis die wichtigste Rolle. Darum warten wir natürlich auch auf eine einheitliche Bewertungsgrundlage von Blogbeiträgen. Leider gibt es dafür noch nicht DIE Lösung, und das macht es gerade bei eher konservativen Kunden schwierig, sie von Bloggerreisen und den anschließenden Beiträgen zu begeistern. Manche reagieren zögerlich, weil keine klare Messbarkeit gegeben ist.

5. Was macht für Sie eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit einem Reiseblogger aus?

Da gibt es für uns keine Unterschiede zu den klassischen Medien. Erfolgreich bedeutet, tatsächlich in dem besprochenen Umfang auf den festgelegten Kanälen zu berichten. Vorher wird geklärt, welche Zahlen der Blog liefert, das ist die Entscheidungsgrundlage für viele unserer Kunden. Die Blogs mit den meisten Lesern werden natürlich bevorzugt ausgewählt. Natürlich schauen wir aber auch, ob der jeweilige Blog thematisch zu unseren Kunden passt und ob er vom Layout etwas her macht. Bisher können wir jedenfalls sagen, dass sich die Kooperationen mit Bloggern erfreulich unkompliziert und zufriedenstellend gestaltet haben.

6. Wie wird Ihrer Meinung nach die weitere Entwicklung der neuen (Blog-)Medien die touristische Medienlandschaft beeinflussen?

Ich glaube, dass es immer mehr einher gehen wird, bzw. dass sich das eine und das andere befruchten. Schauen Sie sich die Magazine, die Tageszeitungen an: Jeder hat heute eine App oder zumindest einen Online-Auftritt. Anders geht es meiner Ansicht auch nicht in dieser mediengeprägten Welt, in der es sekündlich neue Meldungen gibt. Für die touristische Medienlandschaft sehe ich ein großes Potential, wenn sie beide Bereiche nicht voneinander trennt. Im Gegenteil können sich beide hervorragend ergänzen. Es wird immer Menschen geben, die Papier in der Hand halten wollen. Das ist ja auch ein haptisches Erlebnis, das es so in der digitalen Welt nicht gibt. Bilder und Emotionen, von denen die Tourismusbranche lebt, können in der digitalen Welt um Videos und Filme erweitert werden. Das ist doch toll! Heute kann ich hören und sehen, wie es in Chile ist. Das war früher gar nicht möglich.

7. Inwieweit nutzen Sie persönlich und Ihre Agenur Social Media?

Wir nutzen Social Media sehr aktiv und haben bereits vor einigen Jahren ein eigenes Team dafür gegründet. Neben unserer Visitenkarte im Web, unserer Website kprn.de, sind wir bei Facebook, Twitter und Pinterest präsent. Ich persönlich musste mich zugegebenermaßen zuerst an die sozialen Medien gewöhnen. Inzwischen bin ich selbst bei Facebook und finde es toll, dass ich miterleben kann, wo meine Freunde und Bekannten sich aufhalten und was sie bewegt. Mein Sohn und meine Tochter führen mich gerade in die Welt von Twitter ein. Ob das meins wird, weiß ich noch nicht. Spannend ist es allemal!

Vielen Dank für das Interview!

Kontaktmöglichkeiten: KPRN network

Es scheint immer wieder ein heikles Thema zu sein. Eines, für das man sich offenbar vor richtigen, echten, gestandenen Reiseautoren schämen muss. Vor denen nämlich, die es geschafft haben, ausschließlich für Medien zu schreiben, die eine Recherchereise aus eigener Tasche bezahlen.

Einladungen zu Pressereisen und Co.

Darf man sich als Reiseblogger zu Recherchezwecken für seinen Blog Unterstützung durch touristische Unternehmen holen, ohne um seine Glaubwürdigkeit fürchten zu müssen? Kürzlich lasen wir hier im Blog den Kommentar von einem Journalisten namens Dirk:

Reiseblogger (…) haben offenbar die Sache mit den ethischen Bedenken, die leider nur ein Teil der professionellen Journalistenkollegenschaft überhaupt noch bei irgendwas zu haben scheint, gleich ganz übersprungen.

Es besteht überhaupt kein Zweifel, dass eine selbstfinanzierte Reise – egal ob für ein klassisches Medium oder einen Blog – die beste aller Lösungen ist. Es gibt keinen Unterstützer, dem gegenüber man sich verpflichtet fühlen könnte. Niemanden, der einem wegen der netten Einladung den objektiven Blick vernebeln könnte. Und doch ist dieses Finanzierungsmodell selbst im klassischen Reisejournalismus seit vielen Jahren vom Aussterben bedroht.

Für die allermeisten Reisemagazine und Tageszeitungen ist es längst unmöglich geworden, für die Recherchekosten auf Reisen selbst aufzukommen. Hieße im Zweifelsfall: Nicht nur der Berufszweig des Reisereporters steht auf der Kippe, sondern damit eben auch der geliebte Reiseteil einer Zeitung, dessen Existenz sich (zumindest theoretisch) durch die Rückmeldung der Leserschaft noch immer rechtfertigen lässt.

Also gibt es da diese Zwischenposten: Destinationen, Hotels, Airlines, Reiseveranstalter. Sie alle haben ein Interesse daran, in den deutschen Reisemedien aufzutauchen. Deshalb nutzen sie einen Teil ihres Budgets, um Journalisten bei Gruppenpressereisen und individuellen Recherchen zu unterstützen. Das Gleiche gilt für professionelle Reiseblogger, seitdem diese sich auf dem deutschen Markt etablieren.

Ethische Richtlinien für Reiseblogger

Wir Mitglieder des Reiseblogger Kollektivs sehen die Unterstützung zu Recherchezwecken als probates Mittel an, um unserer Arbeit, der Reiseberichterstattung, nachgehen zu können. Gemeinsam mit anderen deutschsprachigen Reisebloggern haben wir in den letzten Monaten eine interne Diskussion angestoßen, um uns dieser Thematik sinnvoll und transparent zu nähern.

Uns allen ist bewusst, dass bei unterstützten Reisen schnell der Eindruck einer „gekauften Meinung“ entstehen kann. Um diesen schmalen Grat sinnbildlich zu verbreitern, sind im gemeinsamen Gespräch mit unseren Kollegen die „Ethischen Richtlinien für Reiseblogger“ entstanden.

Sie sollen als Orientierungshilfe für die Branche dienen und behandeln Punkte wie „Individualität & Glaubwürdigkeit“, „Kooperationen & Werbung“ sowie die nötige Transparenz im Falle einer unterstützten Reise.

Wir werden die „Ethischen Richtlinien für Reiseblogger“ diese Woche hier im Blog vorstellen und erklären.

Flughafen Hamburg. Im Zubringer nach Frankfurt steigt die Unruhe. Kurz vor dem Start stellt die Lufthansa eine Delle am Flugzeug fest. Nichts Schlimmes wie sich bald zeigen wird, doch bis zu diesem Bald berät sich etwa ein halbes Dutzend Reisende lautstark über mehrere Sitzreihen hinweg. Es fallen Sätze wie „Dann soll die TUI uns halt auf den Direktflug von Hamburg nach Dubai umbuchen“. Jörg und ich schauen uns an und wissen: Das sind die mitreisenden Journalisten.

PK zur Präsentation des Sommerprogramms der TUI in Dubai / © Heike Kaufhold, Koeln-Format.de

Wie jedes Jahr im Herbst hat die TUI Anfang November einen Charter mit Journalisten vollgeladen, um ihnen ihr Sommerprogramm fürs kommende Jahr zu präsentieren. Diesmal sollte es nach Dubai gehen – inklusive einer Neuerung: Zum ersten Mal wurden auch Reiseblogger eingeladen. Neun Plätze wurden für die neuen Kollegen freigemacht, fünf davon durfte unser Kollektiv belegen. Schon im Vorfeld hieß es von TUI-Seite: Man erwarte nicht, dass wir über die Präsentation berichten. Das sei schließlich nur wenig zielgruppenrelevant. Jau! Es gehe vorrangig darum, sich kennenzulernen, sich zu beschnuppern, zu schauen, ob und wie man in Zukunft zusammenarbeiten kann. Für uns ein toller, aus Sicht einiger klassischer Journalisten anscheinend ein unverständlicher Schritt – wie wir im Verlauf der Reise noch feststellen sollten… Journalist vs. Blogger?

Jörg und ich schalten uns in das Kabinengeschehen auf Hamburgs Rollfeld ein. Die Mittfünfzigerin neben mir: „Ach, dann seid ihr diese Blogger, oder?“ Diese – kein schöner Artikel. Dabei meint sie es gar nicht böse. Sie weiß nur einfach nichts mit uns anzufangen. Geschweige denn, was wir so den ganzen Tag mit dem Internet anfangen. Doch das Eis ist schnell gebrochen, es wird klar: Die Mitarbeiterin der touristischen Fachzeitschrift fvw ist ernsthaft interessiert. Sie will es wirklich beigebracht bekommen, wer oder was Blogger sind.

„Moment“, sage ich. „Ich schick‘ nur noch kurz einen Tweet an die anderen, dass wir uns verspäten.“ Darauf sie: „Ha, ich weiß, was du machst – du twitterst!“ Ich freue mich, dass sie sich freut, hebe meinen Daumen und denke „Gefällt mir“. Ich sag’s aber nicht. Man will ja nicht gleich alle Klischees bestätigen.

Mit TUIfly nach Dubai / © Nina Hüpen-Bestendonk, Smaracuja.de

Der Flieger hebt ab, der Frau raucht schon bald der Kopf. Kann ich gut verstehen – wer blickt bei den ganzen sozialen Netzwerken schon noch durch?! Sie fragt: Was ist denn ein Hashtag? Wir trinken: Kaffee. Ich erkläre: Liken, Tweeten, Instagramen. Wir schauen aus dem Fenster: Landung in Frankfurt.

Nach dem Aussteigen verlieren wir uns aus den Augen, aber wir werden uns ja wiedersehen – in Dubai!

Dubai aus dem getönten Busfenster / © Nina Hüpen-Bestendonk, Smaracuja.de

Zwei Tage und unzählige Eindrücke (aus dem Reisebus und von einem kochenden Seelenretter, von Jojo-Wettkönigen, einem 90er-Jahre-Segeltörn und der späten Erkenntnis, wirklich in der arabischen Welt zu sein) später sitzen wir alle gemeinsam, Journalisten und diese Blogger, in einem kühlen Konferenzraum und lauschen der TUI-Präsentation. Wir twittern über dieses und jenes und versehen alles mit dem Hashtag #TUIDubai13. Und dann plötzlich taucht zwischen unseren Beiträgen doch tatsächlich ein Tweet von der fvw auf – MIT Hashtag: „TUI: Der neue CEO Clemens über seine Ziele: Der Bericht auf fvw.de. #TUIDubai13″. Superklasse! Schnell gelernt, schnell geschaltet – wofür Flugverspätungen doch manchmal gut sein können.

Ein Teil der Bloggercrew / © Angelika Schwaff, Ichweisswo.Blogspot.de

In der Mittagspause gibt es weitere Annäherungen zwischen Journos und Bloggern. Angelika nimmt sich außerdem die Zeit, einer Kollegin aus dem Reisejournalismus zu erklären, was Blogger tun. Man scheint uns gegenüber aufgeschlossen zu sein – leider gilt dies nicht für alle.

Im weiteren Verlauf der Pressekonferenz bekommen die TUI-Sprecher auf der Bühne auch kritische besorgt klingende Fragen gestellt wie: „Werden Sie im nächsten Jahr NOCH mehr Blogger einladen?“ Hört sich stark nach der Angst an, bei der nächsten Präsentation keinen Platz mehr abzubekommen. Und tatsächlich bestätigen mir einige Printkollegen im späteren Gespräch, dass es in der klassischen Schreiberriege eine steigende Bersorgnis gibt, wir könnten ihnen in Zukunft irgendetwas wegnehmen. Schade eigentlich, das ist doch gar nicht unser Ziel.

Das Aquarium im Atlantis-Hotel / © Heike Kaufhold, Koeln-Format.de

Die schönste Szene im Rahmen dieser Thematik trägt sich am Abend unseres Dinners im Atlantis-Hotel zu. Zusammen mit einer Gruppe Journalisten geht Nina die geschwungene Treppe des Hotels in Richtung Aquarium hinunter, als eine ältere Journalistin in die Runde fragt: „Darf man hier kurz stehenbleiben und ein Foto machen?“ Daraufhin Nina scherzhaft: „Nein, das geht auf gar keinen Fall.“ Die Frau erkundigt sich: „Sind Sie Blogger?“ – „Ja, wieso?“ – „Weil Sie so aggressiv sind.“

Offenbar gibt es wirklich noch einige Dinge zwischen Journalisten und Bloggern zu klären. Wir sind bereit für diesen Dialog und freuen uns, hier und da ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen. Nur eines können wir in diesem Leben nicht mehr werden: Aggroblogger. Die Domain ist bereits vergeben.

Dirk Rogl, fvw

Dirk Rogl (41) ist stellvertretender Chefredakteur des touristischen Fachmagazins fvw. Rogl arbeitet seit seinem 18. Lebensjahr für Wochen- und Tageszeitungen, hat bei der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung volontiert und begleitet seit 1999 bei der fvw den steten Wandel vom reinen Print-Magazin zur multimedialen Fachpublikation mit Online-News, E-Paper, Blogs, Live-Events, Social-Media-Kanälen und neuerdings sogar einem Video-Kanal auf YouTube. Sein Blogpost im E-Blog über die Gründung des Reiseblogger Kollektiv wurde heiß diskutiert.

1. Welche Unterschiede gibt es aus Deiner Sicht zwischen Printjournalisten und Bloggern?

Keine. Ich mag schon diese Einteilung nicht.

2. In Deinem Blogartikel über die Gründung des Kollektivs schreibst Du: „Keine Frage, Reiseblogs haben die touristische Berichterstattung nachhaltig belebt“. Und doch klingt Dein Text stark nach einem „Aber“…

Ehrlich? Das spricht dafür, dass sich auch auch Print-Journalisten nicht immer geschliffen ausdrücken. Wenn wir unbedingt ein „Aber“ brauchen, dann bedienen wir uns Antwort eins. „…aber es gibt keine gravierenden Unterschiede zwischen Printjournalisten und Bloggern mehr“. Ich glaube nicht einmal, dass es heute noch Reisejournalisten gibt, die ausschließlich auf gedrucktem Papier publizieren. Und es gibt vermutlich auch keine Blogger, die ihr Einkommen nicht auch über traditionelle Verlagshäuser absichern. Und eine Feedback-Funktion gab es im Print-Bereich auch schon seit jeher. Sei es das gute alte Telefon oder der Leserbrief. Jede Zeitung ist so gut wie ihre Leser. Jeder Media-Profi lebt von der Resonanz auf seine Publikationen. Klingt ziemlich banal, hat aber fast schon eine philosophische Tiefe, wenn man das mal durchdenkt.

3. Warum hältst Du im Bezug auf Reiseblogs etwas für enthüllungswürdig, das im Print seit jeher üblich ist – nämlich, dass potenziellen Kunden Anzeigenschaltung, Advertorials o.Ä. angeboten werden?

Weil der Anspruch vieler Reiseblogger bislang ein anderer war, was ja auch die lebhafte Diskussion zu diesem Thema bei uns im Blog zeigt. Es gibt unter den Bloggern hohe moralische Ansprüche an die eigene Zunft. Aber seien wir ehrlich, am Ende des Tages müssen wir alle unsere Brötchen und unser Dach über dem Kopf verdienen, optimalerweise sogar eine auskömmliche Altersversorgung. Das ist doch völlig legitim.

4. Du kritisierst, dass Reiseblogger nur selten unabhängig sind. Welches Finanzierungsmodell würdest Du für Blogs sehen?

Einspruch: Ich finde die wachsende Abhängigkeit sogar ziemlich normal. Ich stelle es nur fest. Wer richtig viel Geld verdienen will, sollte vermutlich weder Journalist noch Blogger werden. Wir von der fvw sind ja eines der ganz wenigen Medien in Deutschland, die es im Internet konsequent mit „paid content“ für unsere Nachrichten versuchen. Ich räume ein, das ist ein mühsames Geschäft und erhöht nicht gerade die Sympathie bei denen, die an der Bezahlschranke abgewiesen werden. Langfristig müssen gute Inhalte aber gutes Geld kosten. Und bis dahin ist Kreativität gefragt: Bannerwerbung, Affiliate-Geschäfte, von mir aus auch Advertorials. Das muss halt jeder mit sich vereinbaren, wie stark er sein Medium für fremde Meinungen vereinnahmen lässt. Bei uns in der fvw gibt es keine Advertorials ohne die Markierung „Anzeige“. So etwas muss klar ersichtlich sein. Und wir schreiben auch unseren Anzeigenkunden nicht nach dem Mund. Die Redaktion arbeitet unabhängig vom Anzeigenverkauf.

5. In den deutlichen Kommentaren einiger Journalisten unter Deinem Artikel kommen die Reiseblogger zum Teil nicht gut weg. Fühlen sich klassische Schreiber von Bloggern bedroht – oder woher kommt Deiner Einschätzung nach der Groll?

Gute Frage. Wir von der fvw sind ja keine klassischen Reisejournalisten. Ich glaube aber schon, dass es hier einen gewissen Futterneid gibt. Es ist ja nicht so, dass das Gros der Reisejournalisten fürstlich verdient. Und nun wächst eine neue Generation von Kollegen heran, die vielleicht sogar stärker als die alten Platzhirschen wahrgenommen wird. Das ist gewiss nicht immer einfach.
Auch ich war schon ein paar mal richtig sauer, als Blogger von großen Touristik-Unternehmen vertrauliche Informationen schneller zugesteckt bekommen haben als die Fachpresse, weil in der Bloggosphäre die strengen PR-Guidelines mit Veröffentlichungsfristen und Zitat-Abstimmungen zum Teil noch nicht gegriffen haben. Aber dieser Frust war nur eine Momentaufnahme. Inzwischen werden die Blogger von den PR-Profis ja zumeist bestens wahrgenommen und professionell betreut, mit allen Vor- und Nachteilen.

6. Wie sieht die Zukunft von Print aus?

Losgelöst betrachtet eher düster. Aber das ist gar nicht das Thema. Ganz ehrlich: Mir ist es schon heute völlig egal, ob die Leser meine Texte im Print-Magazin oder als E-Paper lesen, auf fvw.de, im Web 2.0 oder in unseren Blogs. Wir als Publisher müssen da sein, wo der Leser uns erwartet. Und das ist zugegebenermaßen angesichts der Vielzahl der Kanäle mitunter ganz schön anstrengend.

7. Und welche Zukunft siehst Du, der selbst auch bloggt, für deutschsprachige Blogs?

Blogs sind ein tolles Medium, um sich als Publisher einen Namen zu machen. Und das werden sie auch bleiben. Aber jetzt frage ich euch: Wollt ihr das euer Leben lang so machen? Verdient ihr damit gutes Geld? Oder lebt ihr nicht auch eher von euren Publikationen in klassischen Medien? Für gute Themen, Nachrichten und Inhalte wird es immer dankbare Abnehmer geben, egal über welches Medium. Für Einheitsbrei nicht. Und das ist eigentlich auch ganz gut so, oder?

Vielen Dank für das Interview!

Da standen wir nun also beieinander. Im Fahrstuhl des Frankfurter Maintower, auf engstem Raum. Zum ersten Mal. Das war ein neues Gefühl. Wir kannten uns zwar schon persönlich, aber zu siebt auf einem Haufen hatte es uns bisher nur im Internet gegeben. Es fühlte sich gut an.

Erstaunlich, was seit der ITB im März für eine vertraute Einheit aus uns geworden ist. Ihr wisst schon, die ITB 2012, auf die man irgendwann zurückschauen und sie als Meilenstein markieren wird. Als Wendepunkt für die Reiseblogger in Deutschland, weil Industrie, Tourismusverbände und PR-Agenturen zum ersten Mal den ausdrücklichen Wunsch zur Zusammenarbeit mit Bloggern geäußert haben.

Das Reiseblogger Kollektiv / © Heike Kaufhold

Zu der Zeit hat auch das Reiseblogger Kollektiv seinen Anfang genommen. Nicht als formulierte Einheit, aber die Zusammenarbeit von uns sieben begann spätestens hier so richtig. Es folgten tägliche Mails, Skype-Konferenzen, Facebook- und Twitterchats – und wir merkten: Das passt!

Umso gespannter waren wir auf die zwei Tage, die wir letzte Woche gemeinsam auf der Frankfurter Buchmesse verbringen durften. Zwei Tage voll mit Terminen: Viele in Frankfurt ansässige Tourismusverbände, Unternehmen und PR-Agenturen wollten sich mit uns treffen. Wir selbst saßen zusammen, um Kampagnen und Konzepte fürs Jahr 2013 auszuarbeiten. Naja, und dann war da eben auch noch die direkte Zusammenarbeit mit der Buchmesse.

Schon im Vorfeld waren wir als Co-Autoren für den Blog der Buchmesse zuständig. Wir schrieben Posts, die sich thematisch irgendwo in dem Dreieck aus Blogs, Büchern und Social Media befinden. Es ging um Angelikas Reiseführer-Sucht, Heikes iPad als Reisebegleiter und Christophs Erfahrungen mit der Veröffentlichung seines E-Books. Yvonne schrieb über ihren Zustand, während einer dreiwöchigen Reise durch die Mongolei ohne Internet dazustehen, Nina über ihre Vorliebe, Schauplätzen von Romanen nachzureisen und Johannes bloggte über die ausgestellten Globen und Karten auf der Buchmesse selbst.

Diskussion „Reiseblogs vs. klassische Reiseliteratur“ / © Christoph Pfaff

In Halle 3.1, der Travel Gallery auf der Buchmesse, hatten wir zwei öffentliche Auftritte. Der erste war ein Panel mit Angelika und Yvonne zum Thema „Reiseblogs vs. klassische Reiseliteratur“. Leider hatten die Verantwortlichen für die Diskussion nur uns Reiseblogger organisiert, die Stühle vom Gegenpart aus der Verlagsbranche waren eine halbe Stunde vor der Veranstaltung noch beunruhigend leer. Also kümmerten wir uns spontan selbst um Gesprächspartner – und konnten letztlich Sprecher vom Michael Müller Verlag und Mo Media gewinnen.

Gespannte Zuhörer beim Panel / © Heike Kaufhold

Was der Diskussion fehlte, war ein Moderator, der das Gespräch leitete, Fragen stellte und Richtungen vorgab. So drohte die Gesprächsrunde ab und zu vom Thema abzukommen. Am Ende gab es dennoch ein paar Erkenntnisse: Eine Verschiebung der Informationsbeschaffung von Reisenden Richtung Online findet definitiv statt. Reiseblogs sind eher eine Inspirationsquelle, Reiseführer hingegen kauft man sich, wenn man bereits weiß, wohin die Reise gehen soll. Und: Beide Seiten stehen nicht zwangsläufig in Konkurrenz zueinander, sondern können sich auch gegenseitig ergänzen. Soweit, so friedlich.

Lesung des Reiseblogger Kollektiv / © Lea Hajner

Am zweiten Tag waren wir erneut zur gleichen Wirkungsstätte eingeladen, um aus unseren Reiseblogs vorzulesen. Ein verhaltenes, aber vergnügt aussehendes Publikum lauschte unseren Geschichten, die von Wolfsattacken in der Mongolei, gestressten Guides in Äthiopien, dem vielleicht heißesten Eisverkäufer Spaniens, Barcelona als Diplomarbeit und den verfänglichen Regeln der thailändischen Sprache handelten.

Spaß hat’s gemacht! Bedanken möchten wir uns bei Frank Krings von der Frankfurter Buchmesse für die Einladung, bei HostelBookers Deutschland für die spontane Organisation einer Unterkunft und bei der Deutschen Zentrale für Tourismus, Condor, Thomas Cook, KPRN network, Ketchum Pleon sowie Atout France, mit denen wir uns zu „kleinen Snacks und großen Worten“ treffen durften.

Die zwei Tage haben vieles aufgezeigt, eröffnet und ermöglicht. Allen voran die Erkenntnis, dass wir sieben gerne noch häufiger zusammen Fahrstuhl fahren wollen. Und zwar am liebsten nach oben – wir Reisenden mögen nämlich Orte mit Ausblick.

Aussicht vom Maintower Restaurant in Frankfurt am Main / © Nina Hüpen-Bestendonk