Tag: Reisejournalismus

Es scheint immer wieder ein heikles Thema zu sein. Eines, für das man sich offenbar vor richtigen, echten, gestandenen Reiseautoren schämen muss. Vor denen nämlich, die es geschafft haben, ausschließlich für Medien zu schreiben, die eine Recherchereise aus eigener Tasche bezahlen.

Einladungen zu Pressereisen und Co.

Darf man sich als Reiseblogger zu Recherchezwecken für seinen Blog Unterstützung durch touristische Unternehmen holen, ohne um seine Glaubwürdigkeit fürchten zu müssen? Kürzlich lasen wir hier im Blog den Kommentar von einem Journalisten namens Dirk:

Reiseblogger (…) haben offenbar die Sache mit den ethischen Bedenken, die leider nur ein Teil der professionellen Journalistenkollegenschaft überhaupt noch bei irgendwas zu haben scheint, gleich ganz übersprungen.

Es besteht überhaupt kein Zweifel, dass eine selbstfinanzierte Reise – egal ob für ein klassisches Medium oder einen Blog – die beste aller Lösungen ist. Es gibt keinen Unterstützer, dem gegenüber man sich verpflichtet fühlen könnte. Niemanden, der einem wegen der netten Einladung den objektiven Blick vernebeln könnte. Und doch ist dieses Finanzierungsmodell selbst im klassischen Reisejournalismus seit vielen Jahren vom Aussterben bedroht.

Für die allermeisten Reisemagazine und Tageszeitungen ist es längst unmöglich geworden, für die Recherchekosten auf Reisen selbst aufzukommen. Hieße im Zweifelsfall: Nicht nur der Berufszweig des Reisereporters steht auf der Kippe, sondern damit eben auch der geliebte Reiseteil einer Zeitung, dessen Existenz sich (zumindest theoretisch) durch die Rückmeldung der Leserschaft noch immer rechtfertigen lässt.

Also gibt es da diese Zwischenposten: Destinationen, Hotels, Airlines, Reiseveranstalter. Sie alle haben ein Interesse daran, in den deutschen Reisemedien aufzutauchen. Deshalb nutzen sie einen Teil ihres Budgets, um Journalisten bei Gruppenpressereisen und individuellen Recherchen zu unterstützen. Das Gleiche gilt für professionelle Reiseblogger, seitdem diese sich auf dem deutschen Markt etablieren.

Ethische Richtlinien für Reiseblogger

Wir Mitglieder des Reiseblogger Kollektivs sehen die Unterstützung zu Recherchezwecken als probates Mittel an, um unserer Arbeit, der Reiseberichterstattung, nachgehen zu können. Gemeinsam mit anderen deutschsprachigen Reisebloggern haben wir in den letzten Monaten eine interne Diskussion angestoßen, um uns dieser Thematik sinnvoll und transparent zu nähern.

Uns allen ist bewusst, dass bei unterstützten Reisen schnell der Eindruck einer „gekauften Meinung“ entstehen kann. Um diesen schmalen Grat sinnbildlich zu verbreitern, sind im gemeinsamen Gespräch mit unseren Kollegen die „Ethischen Richtlinien für Reiseblogger“ entstanden.

Sie sollen als Orientierungshilfe für die Branche dienen und behandeln Punkte wie „Individualität & Glaubwürdigkeit“, „Kooperationen & Werbung“ sowie die nötige Transparenz im Falle einer unterstützten Reise.

Wir werden die „Ethischen Richtlinien für Reiseblogger“ diese Woche hier im Blog vorstellen und erklären.