Tag: Frankfurter Buchmesse

Da standen wir nun also beieinander. Im Fahrstuhl des Frankfurter Maintower, auf engstem Raum. Zum ersten Mal. Das war ein neues Gefühl. Wir kannten uns zwar schon persönlich, aber zu siebt auf einem Haufen hatte es uns bisher nur im Internet gegeben. Es fühlte sich gut an.

Erstaunlich, was seit der ITB im März für eine vertraute Einheit aus uns geworden ist. Ihr wisst schon, die ITB 2012, auf die man irgendwann zurückschauen und sie als Meilenstein markieren wird. Als Wendepunkt für die Reiseblogger in Deutschland, weil Industrie, Tourismusverbände und PR-Agenturen zum ersten Mal den ausdrücklichen Wunsch zur Zusammenarbeit mit Bloggern geäußert haben.

Das Reiseblogger Kollektiv / © Heike Kaufhold

Zu der Zeit hat auch das Reiseblogger Kollektiv seinen Anfang genommen. Nicht als formulierte Einheit, aber die Zusammenarbeit von uns sieben begann spätestens hier so richtig. Es folgten tägliche Mails, Skype-Konferenzen, Facebook- und Twitterchats – und wir merkten: Das passt!

Umso gespannter waren wir auf die zwei Tage, die wir letzte Woche gemeinsam auf der Frankfurter Buchmesse verbringen durften. Zwei Tage voll mit Terminen: Viele in Frankfurt ansässige Tourismusverbände, Unternehmen und PR-Agenturen wollten sich mit uns treffen. Wir selbst saßen zusammen, um Kampagnen und Konzepte fürs Jahr 2013 auszuarbeiten. Naja, und dann war da eben auch noch die direkte Zusammenarbeit mit der Buchmesse.

Schon im Vorfeld waren wir als Co-Autoren für den Blog der Buchmesse zuständig. Wir schrieben Posts, die sich thematisch irgendwo in dem Dreieck aus Blogs, Büchern und Social Media befinden. Es ging um Angelikas Reiseführer-Sucht, Heikes iPad als Reisebegleiter und Christophs Erfahrungen mit der Veröffentlichung seines E-Books. Yvonne schrieb über ihren Zustand, während einer dreiwöchigen Reise durch die Mongolei ohne Internet dazustehen, Nina über ihre Vorliebe, Schauplätzen von Romanen nachzureisen und Johannes bloggte über die ausgestellten Globen und Karten auf der Buchmesse selbst.

Diskussion „Reiseblogs vs. klassische Reiseliteratur“ / © Christoph Pfaff

In Halle 3.1, der Travel Gallery auf der Buchmesse, hatten wir zwei öffentliche Auftritte. Der erste war ein Panel mit Angelika und Yvonne zum Thema „Reiseblogs vs. klassische Reiseliteratur“. Leider hatten die Verantwortlichen für die Diskussion nur uns Reiseblogger organisiert, die Stühle vom Gegenpart aus der Verlagsbranche waren eine halbe Stunde vor der Veranstaltung noch beunruhigend leer. Also kümmerten wir uns spontan selbst um Gesprächspartner – und konnten letztlich Sprecher vom Michael Müller Verlag und Mo Media gewinnen.

Gespannte Zuhörer beim Panel / © Heike Kaufhold

Was der Diskussion fehlte, war ein Moderator, der das Gespräch leitete, Fragen stellte und Richtungen vorgab. So drohte die Gesprächsrunde ab und zu vom Thema abzukommen. Am Ende gab es dennoch ein paar Erkenntnisse: Eine Verschiebung der Informationsbeschaffung von Reisenden Richtung Online findet definitiv statt. Reiseblogs sind eher eine Inspirationsquelle, Reiseführer hingegen kauft man sich, wenn man bereits weiß, wohin die Reise gehen soll. Und: Beide Seiten stehen nicht zwangsläufig in Konkurrenz zueinander, sondern können sich auch gegenseitig ergänzen. Soweit, so friedlich.

Lesung des Reiseblogger Kollektiv / © Lea Hajner

Am zweiten Tag waren wir erneut zur gleichen Wirkungsstätte eingeladen, um aus unseren Reiseblogs vorzulesen. Ein verhaltenes, aber vergnügt aussehendes Publikum lauschte unseren Geschichten, die von Wolfsattacken in der Mongolei, gestressten Guides in Äthiopien, dem vielleicht heißesten Eisverkäufer Spaniens, Barcelona als Diplomarbeit und den verfänglichen Regeln der thailändischen Sprache handelten.

Spaß hat’s gemacht! Bedanken möchten wir uns bei Frank Krings von der Frankfurter Buchmesse für die Einladung, bei HostelBookers Deutschland für die spontane Organisation einer Unterkunft und bei der Deutschen Zentrale für Tourismus, Condor, Thomas Cook, KPRN network, Ketchum Pleon sowie Atout France, mit denen wir uns zu „kleinen Snacks und großen Worten“ treffen durften.

Die zwei Tage haben vieles aufgezeigt, eröffnet und ermöglicht. Allen voran die Erkenntnis, dass wir sieben gerne noch häufiger zusammen Fahrstuhl fahren wollen. Und zwar am liebsten nach oben – wir Reisenden mögen nämlich Orte mit Ausblick.

Aussicht vom Maintower Restaurant in Frankfurt am Main / © Nina Hüpen-Bestendonk