Category: 7 Fragen an


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Sie ist die Gründerin und Haupt-Autorin des Weltenbummler Mag, einem sehr erfolgreichen deutschsprachigen Reiseblog. Und sie hat klare Vorstellungen davon, wie die Beziehungen zwischen Reisebloggern und der Tourismusindustrie gestaltet werden sollten.
7 Fragen an Marianna Hillmer-Wiechmann.

1. Wer bist du und wie bist zum zum Bloggen gekommen?

Marianna, 29, Halbgriechin. In Hamburg geboren und aufgewachsen, in Berlin studiert und seit 2 Jahren in München wohnhaft.

2008 kam ich zum ersten Mal als Leserin immer wieder mit Blogs in Kontakt und empfand sie durch die persönlichen Erzählungen und Fotos als Bereicherung zu den klassischen Medien. Im Zuge meines längeren Indienaufenthaltes wollte ich auch einen Blog eröffnen. Ich scheiterte an zu wenig Zeit, weil zu viel Ambitionen am Layout und begann schließlich erst im Januar 2011 mit dem Weltenbummler Mag, weil ich den finalen Schubser durch meinen Job im Online Marketing bekam. Der Antrieb dazu war und ist anderen interessierten Menschen, die wie ich nach persönlichen Erlebnissen, Fotos und Tipps suchen, eben dies aus meiner Sicht zu bieten.

2. Welchen beruflichen Hintergrund hast du?

Beruflicher Vordergrund: Ich hab Literatur-, Geschichts- und Religionswissenschaften studiert und vor allem im Kulturbetrieb gearbeitet. Derzeit promoviere ich eigentlich in Literaturwissenschaften. Der Blog ist privat und ein viel zu zeitaufwendiges Hobby ;) Mein Nebenjob im Online Marketing finanziert mir das alles.

3. Welche sozialen Netzwerke sind für dich wichtig und wie nutzt du sie?

Wichtig im Sinne der eigentlichen Bedeutung „sozial“ sind für mich derzeit Facebook und Twitter. Man kommt mit Menschen in Kontakt, die man manchmal sogar nicht persönlich kennt und kann sich über weite Distanzen schnell austauschen. Natürlich kommen darüber auch viele Besucher auf den Blog, was mich immens freut. Jedoch nutze ich beide Netzwerke nicht dafür einen Qualitätsindex durch Ziffern zu promoten und gebe sie auch nicht selbstverständlich für Branding- Kampagnen o.ä. her.

4. Was sind für dich die wichtigsten Richtlinien, an denen sich die Reisebloggercommunity orientieren sollte? Was geht, was geht nicht?

Was geht:

  • Gegenseitiger Austausch, Hilfestellungen, Empfehlungen und alles was ein produktives Miteinander ausmacht.

Nicht geht:

  • Zahlen jeglicher Art ohne Angabe der Quelle zu veröffentlichen.
  • Andere Blogger zu diffamieren, persönliche Differenzen können wunderbar privat ausschließlich unter den Betroffenen ausgetragen werden.
  • Alles was die Glaubwürdigkeit von Bloggern bei den Lesern untergräbt. Der Trumpf eines Blogs ist die persönliche Meinung und Empfehlung des Autors. Wenn Blogs demnächst genau wie klassische Medien immer mehr bezahlte Inhalte ungekennzeichnet redaktionell veröffentlichen, ist die Glaubwürdigkeit der persönlichen Erfahrung und Empfehlung schnell hinüber und die ursprüngliche Blogidee als solche hinfällig, was schade wär.

5. Was sind auf der anderen Seite für dich wichtige Richtlinien, an denen sich die Reiseindustrie, PR-Agenturen orientieren sollten? Was geht, was geht nicht?

Was nicht geht: Blogger als kostenlose Werbeplattform wahrnehmen. Ich würde mir wünschen, dass alle potentiellen Kooperationspartner mit eben so viel Respekt an den Blogger herantreten wie sie es auch an den Tag legen, wenn sie mit klassischen Medien oder anderen Partnern kommunizieren. Man sollte sich bei der Kommunikation mit Bloggern sogar einfach mal bewusst machen, dass man mit einer Privatperson spricht, die ihre Freizeit für die Anfrage und Kooperation hergibt.

Und gerade daher finde ich sogar die Tendenz, Blogger müssten während ihrer Reise die sozialen Netzwerke füttern und würden sich dadurch quasi erst für das „kostenlose“ Reisen qualifizieren ziemlich befremdlich, schließlich wird das von einem Journalisten, der zumindest teils bezahlt unterwegs ist auch nicht verlangt. Meines Erachtens müsste da noch ein Standard von beiden Seiten gefunden werden. (Vielleicht denkbar: Entweder ein Honorar für diese Extra-Leistungen oder stattdessen keinen Blog-Artikel?)

Was gehen sollte: Schön wäre, wenn die PR-Agenturen, Destinationen und andere Kooperationspartner ihre jeweiligen Kanäle ebenso zum verbreiten der Blog-Artikel nutzen würden und zwar auch unabhängig davon, ob man auf Einladung oder gänzlich privat unterwegs war. Scheint mir derzeit eher ein seltenes Phänomen zu sein, obwohl ich es nicht nur logisch fände, sondern auch als nette Geste im Gegenzug für meinen Zeitaufwand empfinden würde.

6. Wo siehst du dich und deinen Reiseblog in einem Jahr?

In Afghanistan. Gute Freunde munkeln das zumindest. Obwohl ich ein Angebot wahrscheinlich nicht ausschlagen würde ;)
Um ehrlich zu sein mach mir da keine Gedanken drüber. Aber im Zuge der Paid-Content Entwicklung ab 2013 der Zeitungen und Magazine im Netz könnten Blogs ‘nen Recht interessanten Schub bekommen.

7. Welche Kooperationen bietest du auf deinem Blog an und welche Erfahrungen hast du bisher damit gesammelt?

Ich bin für jede Form der Zusammenarbeit offen. Mit den bisher zustande gekommenen Kooperationen hab ich (bis auf eine Ausnahme) durchweg sehr gute Erfahrung gemacht und möchte mich dafür ganz herzlich nochmals bei allen bedanken.

Vielen Dank, Marianna!

Kontaktmöglichkeiten:

BLOG URL: www.weltenbummlermag.de

EMAIL: schreibmir (at) weltenbummlermag (punkt) de

FACEBOOK: www.facebook.com/weltenbummlermag

TWITTER: www.twitter.com/LaWeltenbummler

INSTAGRAM: @laweltenbummler

VERALTET: Persönlich auf ‘nen Kaffee in München oder wo es sich sonst grad so ergibt.

Dirk Rogl, fvw

Dirk Rogl (41) ist stellvertretender Chefredakteur des touristischen Fachmagazins fvw. Rogl arbeitet seit seinem 18. Lebensjahr für Wochen- und Tageszeitungen, hat bei der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung volontiert und begleitet seit 1999 bei der fvw den steten Wandel vom reinen Print-Magazin zur multimedialen Fachpublikation mit Online-News, E-Paper, Blogs, Live-Events, Social-Media-Kanälen und neuerdings sogar einem Video-Kanal auf YouTube. Sein Blogpost im E-Blog über die Gründung des Reiseblogger Kollektiv wurde heiß diskutiert.

1. Welche Unterschiede gibt es aus Deiner Sicht zwischen Printjournalisten und Bloggern?

Keine. Ich mag schon diese Einteilung nicht.

2. In Deinem Blogartikel über die Gründung des Kollektivs schreibst Du: „Keine Frage, Reiseblogs haben die touristische Berichterstattung nachhaltig belebt“. Und doch klingt Dein Text stark nach einem „Aber“…

Ehrlich? Das spricht dafür, dass sich auch auch Print-Journalisten nicht immer geschliffen ausdrücken. Wenn wir unbedingt ein „Aber“ brauchen, dann bedienen wir uns Antwort eins. „…aber es gibt keine gravierenden Unterschiede zwischen Printjournalisten und Bloggern mehr“. Ich glaube nicht einmal, dass es heute noch Reisejournalisten gibt, die ausschließlich auf gedrucktem Papier publizieren. Und es gibt vermutlich auch keine Blogger, die ihr Einkommen nicht auch über traditionelle Verlagshäuser absichern. Und eine Feedback-Funktion gab es im Print-Bereich auch schon seit jeher. Sei es das gute alte Telefon oder der Leserbrief. Jede Zeitung ist so gut wie ihre Leser. Jeder Media-Profi lebt von der Resonanz auf seine Publikationen. Klingt ziemlich banal, hat aber fast schon eine philosophische Tiefe, wenn man das mal durchdenkt.

3. Warum hältst Du im Bezug auf Reiseblogs etwas für enthüllungswürdig, das im Print seit jeher üblich ist – nämlich, dass potenziellen Kunden Anzeigenschaltung, Advertorials o.Ä. angeboten werden?

Weil der Anspruch vieler Reiseblogger bislang ein anderer war, was ja auch die lebhafte Diskussion zu diesem Thema bei uns im Blog zeigt. Es gibt unter den Bloggern hohe moralische Ansprüche an die eigene Zunft. Aber seien wir ehrlich, am Ende des Tages müssen wir alle unsere Brötchen und unser Dach über dem Kopf verdienen, optimalerweise sogar eine auskömmliche Altersversorgung. Das ist doch völlig legitim.

4. Du kritisierst, dass Reiseblogger nur selten unabhängig sind. Welches Finanzierungsmodell würdest Du für Blogs sehen?

Einspruch: Ich finde die wachsende Abhängigkeit sogar ziemlich normal. Ich stelle es nur fest. Wer richtig viel Geld verdienen will, sollte vermutlich weder Journalist noch Blogger werden. Wir von der fvw sind ja eines der ganz wenigen Medien in Deutschland, die es im Internet konsequent mit „paid content“ für unsere Nachrichten versuchen. Ich räume ein, das ist ein mühsames Geschäft und erhöht nicht gerade die Sympathie bei denen, die an der Bezahlschranke abgewiesen werden. Langfristig müssen gute Inhalte aber gutes Geld kosten. Und bis dahin ist Kreativität gefragt: Bannerwerbung, Affiliate-Geschäfte, von mir aus auch Advertorials. Das muss halt jeder mit sich vereinbaren, wie stark er sein Medium für fremde Meinungen vereinnahmen lässt. Bei uns in der fvw gibt es keine Advertorials ohne die Markierung „Anzeige“. So etwas muss klar ersichtlich sein. Und wir schreiben auch unseren Anzeigenkunden nicht nach dem Mund. Die Redaktion arbeitet unabhängig vom Anzeigenverkauf.

5. In den deutlichen Kommentaren einiger Journalisten unter Deinem Artikel kommen die Reiseblogger zum Teil nicht gut weg. Fühlen sich klassische Schreiber von Bloggern bedroht – oder woher kommt Deiner Einschätzung nach der Groll?

Gute Frage. Wir von der fvw sind ja keine klassischen Reisejournalisten. Ich glaube aber schon, dass es hier einen gewissen Futterneid gibt. Es ist ja nicht so, dass das Gros der Reisejournalisten fürstlich verdient. Und nun wächst eine neue Generation von Kollegen heran, die vielleicht sogar stärker als die alten Platzhirschen wahrgenommen wird. Das ist gewiss nicht immer einfach.
Auch ich war schon ein paar mal richtig sauer, als Blogger von großen Touristik-Unternehmen vertrauliche Informationen schneller zugesteckt bekommen haben als die Fachpresse, weil in der Bloggosphäre die strengen PR-Guidelines mit Veröffentlichungsfristen und Zitat-Abstimmungen zum Teil noch nicht gegriffen haben. Aber dieser Frust war nur eine Momentaufnahme. Inzwischen werden die Blogger von den PR-Profis ja zumeist bestens wahrgenommen und professionell betreut, mit allen Vor- und Nachteilen.

6. Wie sieht die Zukunft von Print aus?

Losgelöst betrachtet eher düster. Aber das ist gar nicht das Thema. Ganz ehrlich: Mir ist es schon heute völlig egal, ob die Leser meine Texte im Print-Magazin oder als E-Paper lesen, auf fvw.de, im Web 2.0 oder in unseren Blogs. Wir als Publisher müssen da sein, wo der Leser uns erwartet. Und das ist zugegebenermaßen angesichts der Vielzahl der Kanäle mitunter ganz schön anstrengend.

7. Und welche Zukunft siehst Du, der selbst auch bloggt, für deutschsprachige Blogs?

Blogs sind ein tolles Medium, um sich als Publisher einen Namen zu machen. Und das werden sie auch bleiben. Aber jetzt frage ich euch: Wollt ihr das euer Leben lang so machen? Verdient ihr damit gutes Geld? Oder lebt ihr nicht auch eher von euren Publikationen in klassischen Medien? Für gute Themen, Nachrichten und Inhalte wird es immer dankbare Abnehmer geben, egal über welches Medium. Für Einheitsbrei nicht. Und das ist eigentlich auch ganz gut so, oder?

Vielen Dank für das Interview!

Doris Neubauer

Auf littlemissitchyfeet.com bloggt die Österreicherin Doris Neubauer zweisprachig über Bewegung, Entwicklung, Nachhaltigkeit, Umwelt, soziale Belange und spannende Menschen, die sie kennenlernt. Heute beantwortet sie sieben Fragen über sich und ihre Ideen für die Zukunft.

1. Wer bist du und wie bist zum Bloggen gekommen?

Doris Neubauer, Reisende und bloggende Nomadin, so war es bisher. Zum Bloggen bin ich zufällig gekommen, habe es meist für andere getan (tripwolf, spottedbylocals, Biorama) und vor 5 Monaten meinen Blog littlemissitchyfeet.com gestartet. Ganz nach dem Motto: Ich blogge, also bin ich ;)

2. Hat dein Blog einen speziellen Fokus (eine Nische) oder worüber schreibst du?

Auf littlemissitchyfeet.com geht es um nachhaltiges, bewusstes Reisen, um grüne Reiseprojekte und darum, zu einem alternativen, anderen Reisen zu inspirieren. Dazu gehört auch, Mut zu machen und Menschen/ Beispiele zu zeigen, wie es anders funktioniert. Reisen ist für mich wie das Leben – ein Abenteuer im Innen und Außen. Genau das möchte ich genießen, so bewusst und nachhaltig wie möglich.

3. Welchen beruflichen Hintergrund hast du?

PR, Werbung, Marketing, Journalismus

4. Welche sozialen Netzwerke sind für dich wichtig und wie nutzt du sie?

Facebook, twitter, Pinterest, Instagram (so mein Telefon funktioniert und Wifi vorhanden ist;-)), Xing/Linkedin in Maßen für professionelle Kontakte und ein paar mehr

5. Was sind für dich die 5 wichtigsten Richtlinien, an denen sich die Reisebloggercommunity orientieren sollte? Was geht, was geht nicht?

  • Offenheit
  • Miteinander
  • Fokus – auf eigene Themen, auf die Menschen, die man ansprechen möchte und das, was diese interessieren kann
  • Inspiration und Motivation bieten fürs Reisen
  • Fairness

6. Wo siehst du dich und deinen Reiseblog in einem Jahr?

Etabliert in einer Community an interessierten, motivierten und engagierten Personen, die durch das Reisen nicht nur ihre Welt verändern möchten. Als Sprachrohr in Sachen nachhaltigem Tourismus sowie für Projekte/ Menschen, die inspirieren und Mut machen.

7. Welche Kooperationen bietest du auf deinem Bog an und welche Erfahrungen hast du bisher damit gesammelt?

Ich bin immer offen für Kooperationen und freue mich, Geschichten über nachhaltigen Tourismus und alternative Angebote zu erzählen. Bisher war ich ausschließlich bei organisierten Bloggerreisen dabei, habe aber vor, in Zukunft auf meinen individuellen Reisen vorher und währenddessen stärker mit Destinationen und Anbietern vor Ort zusammen zu arbeiten.

Die Erfahrungen mit Agenturen und Destinationen sind bisher durchaus positiv, weil wir gerade im deutschsprachigen Raum den Vorteil haben, dass die Zusammenarbeit mit BloggerInnen noch nicht so etabliert und fortgeschritten ist. Da ist die Offenheit für Versuche da.

Vielen Dank für das Interview, Doris!

Ihr erreicht Doris auf folgenden Kanälen:

BLOG URL: http://www.littlemissitchyfeet.com

EMAIL: admin@littlemissitchyfeet.com

FACEBOOK: http://www.facebook.com/Littlemissitchyfeet

TWITTER: http://www.twitter.com/lilmsitchyfeet

GOOGLE+: https://plus.google.com/113601071089666479938

XING: https://www.xing.com/profile/Doris_Neubauer2

LINKEDIN: at.linkedin.com/pub/doris-neubauer/40/60/742

PINTEREST: http://pinterest.com/missitchyfeet/

INSTAGRAM: @littlemissitchyfeet

STUMBLEUPON: http://www.stumbleupon.com/stumbler/missitchyfeet

johannes winter bw

Johannes Winter ist seit 2009 Leiter der Unternehmenskommunikation bei der deutschen Fluggesellschaft Condor. Die Abteilung hat er mit seinem Amtsantritt kontinuierlich auf- und immer weiter ausgebaut. Vor der Tätigkeit bei Condor war Winter Leiter der Unternehmenskommunikation bei AOL Deutschland. Begonnen hat der Volljurist seine Kommunikationslaufbahn allerdings in der Politik, wo er zunächst Sprecher der FDP Berlin und deren Vorsitzendem Dr. Günther Rexrodt und danach Sprecher von Silvana Koch-Mehrin in Brüssel war. Johannes Winter ist zudem seit März 2012 Leiter des Luftfahrpresseclubs Regionalkreis Mitte.

1. Wie ist Social Media in die Unternehmenskommunikation von Condor eingebunden?  

Grundsätzlich sind bei Condor die beiden Abteilungen Unternehmenskommunikation und Marketingkommunikation getrennt. Vor allem bei Social Media ist wichtig, dass wir uns eng abstimmen, so dass Inhalt, Form und Darstellung aus einem Guss gegenüber den Empfängern ankommen. Grundsätzlich setzen daher beide Abteilungen ihre Botschaften abgestimmt um, wie bisher im Bereich der klassischen Medien auch.

2. Wie hat sich das Social Media Engagement von Condor in den vergangenen Jahren verändert?  

Airlines sind erstaunlich innovativ. Beim Thema Social Media sind wir dennoch nicht die Early Birds. Wir profitieren hier von den Erfahrungen anderer Unternehmen. Ein solides Konzept und eine ganzheitliche Kommunikationsstrategie sind uns wichtiger, als schnelle Erfolge zu realisieren. Das hat sich aus unserer Sicht auch als Vorteil erwiesen.

Ich sehe uns in Deutschland noch nicht in der Phase, wo Social Media Mainstream ist. Das heißt, dass die klassische Unternehmenskommunikation immer noch die wichtigere Rolle spielt. Schaut man jedoch auf den Medienkonsum und die beliebtesten Informationsquellen für junge Menschen, dann ist schnell klar: Im Netz wächst die Anzahl der Entscheider und dort muss ich präsent sein um bei der Entscheidung, wo fliege ich hin und mit wem fliege ich dabei zu sein.

3. Wann haben Sie Blogger zum ersten Mal wahrgenommen?  

Persönlich habe ich bereits in einer früheren Tätigkeit vor etwas mehr als fünf Jahren Kontakt zur damaligen Bloggerszene aufgenommen. Ich bin extrem erstaunt, wie groß die Entwicklungen seitdem sind und über einen Paradigmenwechsel im Selbstverständnis von vielen Bloggern.

4. Was macht für Sie eine gelungene Kooperation mit einem Blogger aus?

Das, was jede gute Kooperation ausmacht: Beide Partner sind mit den Ergebnissen zufrieden. Was das konkret heißt, kann ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen, da wir dabei sind, unsere Erfahrungen zunächst einmal zu bewerten. Was für mich schon ein großer Gewinn an sich ist, ist, wenn sich ein relevanter Blogger mit unserem Unternehmen auseinandersetzt. Im Idealfall wird dieser dann quasi von selbst ein Empfehler.

5. Wie informieren Sie sich über Trends in Social Media?

Auf Blogs… im Social Web… Ich nehme auch gerne auf einer der vielen Akquiseveranstaltungen und Konferenzen teil, wo Experten und Pseudoexperten ihr Wissen und ihre Kenntnisse über das Social Web weitergeben.

6. Kann Social Media Unternehmensstrukturen verändern und wenn ja wie?

Ja. Vieles, was Jahrzehnte lang richtig war, muss in Frage gestellt werden. Das geht einmal quer durch das Unternehmen: Kundenservice, Marketing, Kommunikation, Vertrieb, Produktmanagement und viele operative Bereiche profitieren von den Neuerungen oder müssen sich auf starke Veränderungen einstellen. Bei aller Euphorie: Wir sind noch nicht so weit, dass sich die Mehrzahl der Leute jetzt und sofort ändern muss, aber die Richtung ist klar.

7. Wie nutzen Sie persönlich Social Media?

Halb beruflich, halb privat. Mir ist wichtig, dass ich den Überblick behalte und mitreden kann. Einige Tools nutze ich intensiver, andere nur passiv und bei anderen habe ich mich nur registriert. Mein persönlicher „Hub“ ist www.johanneswinter.de , wo ich about.me nutze, um präsent zu sein.

Vielen Dank für das Interview!

stefan-eschert

Diese Woche hat sich Stefan Eschert unseren 7 Fragen gestellt. Er bloggt auf Kaffeeersatz.com zusammen mit drei weiteren Autoren über Outdoor-Reisen, Sport und persönliche Eindrücke.

1. Wer bist du und wie bist du zum Bloggen gekommen?

Ich bin Stefan, 23 Jahre jung, aus Berlin und habe eine große Leidenschaft für die Natur. 2011 habe ich mit Freunden den Blog Kaffeeersatz erstellt, um über Geschichten aus Wohngemeinschaften zu berichten. Leider hatten wir alle nicht genügend Zeit und haben dieses kleine Projekt auf Eis legen müssen. Irgendwann wollte ich nach einer kleinen Reise meine Erfahrungen und Erlebnisse weitergeben. Speziell beim Snowboarden und Klettern. Also schrieb ich einfach darüber. Einige Freunde schlossen sich als Autoren/Fotografen an und wurden fester Bestandteil wie zum Beispiel Oliver. Er ist Co-Autor und die rechte Hand bei Planungsfragen. Die Fotografen Alex und Flo halten sich eher im Hintergrund, leisten aber ausgezeichnete Arbeit, wenn sie uns bei einem Projekt unterstützen.

Ich wusste damals noch nicht, dass es etwas wie eine Reisebloggerszene gibt. Nach einigen Monaten wurde mein Blog von Heike (Köln Format) entdeckt. Sie gab mir hilfreiche Tipps und vernetzte mich mit Bloggern. Dafür bin ich ihr unendlich dankbar. Ebenso wie Yvonne Zagermann (JustTravelous). Wir hatten tolle Gespräche übers Reisen und Bloggen. Tja…und dann wurde ich richtig blogsüchtig.

2. Hat dein Blog einen speziellen Fokus (eine Nische) oder worüber schreibst du?

Mit Kaffeeersatz möchte ich die Schnittstelle zwischen Reisen, Outdoorsport und persönlichen Eindrücken bilden. Es soll kein absoluter Outdoorblog und kein absoluter Reiseblog werden. Wenn ich mit Freunden zum Beispiel einen Roadtrip nach Frankreich oder Südtirol unternehme, um dort die Berge mit dem Snowboard unsicher zu machen, berichte ich nicht nur über die Beschaffenheit der Berge oder die Routenmöglichkeiten für verschiedene Snowboardtypen, sondern auch über Erlebnisse auf dem Weg oder günstige Übernachtungs- und Freizeitmöglichkeiten. Gleiches gilt für Wander- und Klettertouren. Außerdem berichte ich über Städtetrips und Sportevents. Nebenbei mache ich mit der „Backpackers Link-List“ auf andere Blogs und Outdoorprojekte aufmerksam.

3. Welchen beruflichen Hintergrund hast du?

Ich bin derzeit im letzten Ausbildungsjahr zum Kaufmann für Marketingkommunikation. In der Praxis habe ich meinen Schwerpunkt in PR und (Überraschung!) Social Media Marketing. Ich lerne in meinem Beruf viel Nützliches, das ich wiederum auch für meinen Blog anwenden kann.

4. Welche sozialen Netzwerke sind für dich wichtig und wie nutzt du sie?

Ganz oben stehen Facebook und Twitter. In Deutschland geht es mit den Netzwerken immer schleppend voran. Daher bin ich mit Kaffeeersatz nicht überall vertreten. Erst versuche ich mich in den populärsten Netzwerken zu etablieren. Die anderen Anbieter behalte ich aber permanent im Auge.

5. Was sind für dich die 5 wichtigsten Richtlinien, an denen sich die Reisebloggercommunity orientieren sollte? Was geht, was geht nicht?

Was geht:

  • Vernetzung mit anderen Bloggern/Kontakten
  • Anfragen weitergeben, wenn diese thematisch nicht zum eigenen Blog passen
  • auf ein gutes Image für die Öffentlichkeit setzen
  • Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft
  • seinen Blog und öffentliches Auftreten selbst hinterfragen. Oft ergeben sich neue Erkenntnisse, wenn Dinge von zwei Seiten betrachtet werden.

Was geht nicht:

  • der Öffentlichkeit ein falsches Bild von den Reisebloggern geben
  • Pressemitteilungen eins zu eins veröffentlichen
  • Meinungsverschiedenheiten offen austragen. Bitte intern klären.
  • Ideen und Blogprojekte imitieren (Ausnahme: es handelt sich um eine Idee, die von Blogger zu Blogger weitergegeben wird)
  • Agenturen und Unternehmen „Forderungen“ als Anfragen stellen. Immer nett und freundlich eine Kooperation aufbauen, um der Tourismusbranche einen guten Start in die Zusammenarbeit mit Reisebloggern zu bieten.

6. Wo siehst du dich und deinen Reiseblog in einem Jahr?

Ich werde mit einem alten VW-Bulli die ganze Welt erkunden ;) Scherz. Ich möchte endlich mal Surfen und Kiten lernen. Ich berichte zwar oft darüber, kann es aber selbst nicht richtig gut. Außerdem wollte ich in der kommenden Wintersaison meine Snowboard-Skills im Backcountry ausbauen. Ebenso meine Erfahrungen im Klettern und Bergsteigen. Darüber hinaus möchte ich verschiedene Länder bereisen und Kulturen kennenlernen. Leider habe ich nicht genügend Urlaubstage im Jahr, daher geht es derzeit etwas langsam voran.

Ich hoffe, dass ich über die oben genannten Sportarten und Reisen berichten und meine Erfahrungen in gut geschriebenen Texten veröffentlichen kann. Ich möchte, dass der Leser im Suchfeld auf Kaffeeersatz eine Sportart oder eine Aktivität eintippt und darüber wertvolle Informationen und Reise-Hot-Spots erhält. Außerdem soll die Vernetzung mit anderen Bloggern und Unternehmen/Agenturen ausgebaut werden. Ich würde mich freuen, wenn aus dem Blog eine lukrative Nebentätigkeit entsteht und die Arbeit hier und da auch belohnt wird. In welcher Form auch immer.

7. Welche Kooperationen bietest du auf deinem Blog an und welche Erfahrungen hast du bisher damit gesammelt?

Für Kooperationspartner aus den Bereichen Reise und Sport gehe ich gern auf Reisen. Ich schreibe informative und individuelle Berichte mit Mehrwert, veröffentliche Bildmaterial und verbreite die Blogartikel in den Netzwerken. Für Sponsoring und Bannerwerbung bin ich ebenfalls aufgeschlossen. Ich glaube, dass gerade im Bereich Sponsorship eine Menge möglich ist. Denn auf den vielen Sportreisen lassen sich Brands sehr gut einbauen und bei den Reiseberichten wunderbar integrieren.

Bisher hatte ich noch keinen idealen Blogtrip, der zu der Idee hinter Kaffeeersatz gepasst hat. Ich würde mir wünschen, dass eine Agentur sagt: „Guck mal, hier sind Berge (oder das Meer oder Mehrtagestrekks), in denen du dich austoben kannst. Du kannst hier klettern, trekken, surfen, mountainbiken und Städte erkunden. Entdecke die Gegend! Hier hast du Infomaterial und eingezeichnete Hot-Spots. Melde dich einfach, wenn du Hilfe brauchst. Einen Guide stellen wir für dich bereit.“ Dadurch könnte ich nach der Reise die jeweilige Zielgruppe der Sportarten direkt ansprechen. Das hätte wiederum in zweierlei Hinsicht hohe Wirksamkeit:

  1. Alle oben genannten Sportarten hängen mit individuellen Reisen zusammen. Die Sportler sind also ständig auf der Suche nach Reisegebieten, in denen sie ihre sportlichen Interessen ausleben können.
  2. Oft finden diese Sportler oder Familien, die diese Regionen bewusst besuchen möchten, bei der Recherche nicht alle relevanten Hintergrundinformationen oder authentische Reiseberichte. Ich versuche dem entgegenzuwirken.

Ich arbeite gerade selbst daran, dass mir beispielsweise Mountainbike-Parks oder Surfschulen Kooperationen anbieten. Das ist allerdings im Alleingang sehr schwierig. Es wäre super, wenn die jeweiligen Tourismusvereine, Reiseagenturen oder Unternehmen selbst die Initiative ergreifen würden, da diese deutlich mehr Möglichkeiten haben als ich.

Vielen Dank, Stefan!

Erreichen könnt ihr Stefan auf folgenden Kanälen:

BLOG URL: http://kaffeeersatz.com

EMAIL: stefan.eschert@gmail.com

FACEBOOK: https://www.facebook.com/kaffeeersatz

TWITTER: @eschi123

PINTEREST:http://pinterest.com/kaffeeersatz/

STUMBLEUPON: http://www.stumbleupon.com/stumbler/stefaneschert

ProfBorn

Er ist der am meisten zitierte und hochdekorierte Tourismusmanager Deutschlands, hatte von 2001 bis 2006 die Professur für Betriebswirtschaftslehre und Tourismusmanagement an der Hochschule Harz in Wernigerode inne und lehrt dort noch heute. Seine Laufbahn startete Prof. Karl Born bei der Condor. Sein Weg führte ihn hier bis an die Spitze des Vertriebs. 1987 wechselte Prof. Karl Born zur TUI als Direktor Flugverkehr – später wurde er zum Generalbevollmächtigten ernannt und bestieg den Vorstandsposten. Letztlich war er als Vorsitzender der Geschäftsführung der TUI Deutschland GmbH und für den Geschäftsbereich Touristik verantwortlich. In seinen Funktionen hat er als Stratege und gut vernetzter Querdenker für viele Brancheninnovationen gesorgt. Er bekleidet heute mehrere Aufsichtsratsposten sowie führende Ämter und tritt als hochgeschätzter Referent auf. Und: Prof. Karl Born ist einer der ersten Blogger überhaupt – seine seit 2001 wöchentlich erscheinenden „Borns Bissige Bemerkungen“ ist einer der ersten B2B Blogs. In den BBBs nimmt Prof. Karl Born kein Blatt vor dem Mund. Kurzum: Der Mann hat Ahnung und eine Meinung – und liefert uns auch damit viele Gründe, mit ihm unsere regelmäßig hier erscheinende Interviewrunde „7 Fragen an…“ zu beginnen.

1. Welche Bissigen Bemerkungen haben Sie zu der unverschämten Idee, dass sich Reiseblogger zu einem Kollektiv zusammentun?

Der 1. Gedanke war: Ist Bloggerkollektiv nicht das Gegenteil von Blogger?

2. Welche bissigen Bemerkungen haben Sie zu den Kritikern des Projekts?       

1. Gedanke: Ausgerechnet die fvw stößt diese Diskussion an!! Aber nach der selten heftigen Diskussion auf diesen Beitrag könnt Ihr doch nur „Danke sagen, liebe fvw“.  Soviel Publicity zu Beginn hätte man nicht zu hoffen gewagt.

3. Was aus der Ihnen vertrauten Sicht der Tourismus Industrie wünschen Sie sich vom Reiseblogger?        

Jeder einzelne Blog ist ein Individuum und muss es auch bleiben. Inhaltlich sollte sich das Kollektiv in den Schwerpunkten ergänzen, ohne in der Abgrenzung verpflichtend zu sein. Für die Vermarktung ist das Kollektiv wahrscheinlich ein Vorteil. Aus der Sicht der Branche kann jeder sinnvolle Beitrag zum Thema Tourismus der Branche nur helfen. Er muss nur ehrlich sein (weder Lobhudeln noch Runterschreiben). Gerade die persönliche Individualität kann für den Leser von Interesse sein (siehe auch die nächsten Fragen).

4. Sie selbst bloggen seit 2001. Was macht einen guten Blogger aus?

Er muss anders sein, als die etablierten Medien. Ein Blogger hat ein hohes Mitteilungsbedürfnis, auf unabhängiger Basis. Im Prinzip ist er eine Art geistiger Exhibitionist, selbstgefällig und überzeugt, dass die ganze Welt an seinen Gedanken Anteil haben will (sollte).

5. Wo sehen Sie die Rolle von Reisebloggern in den nächsten drei (bis fünf) Jahren?

Bloggen ist kein Sprint, sondern Ausdauersport. Es braucht Zeit bis ein Blog bekannt wird. Und in der Zwischenzeit, natürlich auch in der Zeit danach, müssen die obigen Punkte konsequent befolgt werden und vor allem die Unabhängigkeit bewahrt werden. Von Sponsoring darf sich der Blogger nicht verführen lassen und muss dies auf jeden Fall dem Leser gegenüber deutlich machen.

6.  Wenn Sie in die Glaskugel schauen – welche Chance für die Reiseberichterstattung sehen Sie?

Die Zukunft (eigentlich auch schon die Gegenwart) ist schwierig, aber lösbar. Der Reiseblogger muss anders sein, als die traditionelle Reiseberichterstattung. Sein „individuelles Fühlen“ muss im Mittelpunkt des Blogs stehen. Die Lust des Lesers muss über die Beschreibung der Landschaft (machen einige Reiseberichtler schon prima) und des Hotels (rauf- und runtergebetet in den Bewertungsplattformen) auf das eigentlich Lebensgefühl nachempfindenswert hingeführt werden. Der potenzielle Leser muss danach gieren, die konkreten Fakten sind nur die Bühne für dieses Erlebnis. Wenn meine Kollegen sich früher 10 Hotels in 2 Stunden angeschaut haben, hat mich stattdessen immer mehr beschäftigt, „wie kann und wird der Tourist sich genau hier fühlen“. Genau das muss der Reiseblogger bewirken können. Natürlich steht ähnliches schon in manchen Berichten, aber wenn man den Verfasser nicht kennt, kann man daraus wenig schließen. Viele Berichte werden aus Vorsicht auch bewusst durch den doppelten Filter geschrieben.

Ein Blogger dessen Art und Betrachtungsweise bekannt ist (deshalb braucht das Zeit) und der permanent individuell schreibt, so wie der denkt und fühlt und ohne permanent an Objektivität (!) zu denken, der hat Zukunft. Das bedeutet aber konsequenterweise, dass ein Blog nicht nur auf Zustimmung stößt, sondern auch auf Ablehnung. Das muss ein Blogger aushalten, sonst ginge seine Individualität verloren.

7. Warum haben Sie vor 11 Jahren angefangen zu bloggen?

Ich habe gemerkt, dass die Studierenden sich nicht so sehr für die aktuellen Ereignisse interessieren. Frage war: Wie kann ich das ändern? Irgendetwas musste anders sein, als Fachbuch,  Artikel in Fachzeitungen oder Beiträgen in Tageszeitungen. Es musste individuell und unverwechselbar sein. Es sollte witzig sein, aber nicht plump. Es sollte aber trotzdem auch Inhalt haben. Und es sollte sich vor allem in einem Medium tummeln, in dem sich auch die Studierenden tummeln. Das konnte nur das Internet sein. Ergebnis: Einen Blog im Internet schreiben.

Das war neu. Vergleichbares gab es im Jahr 2001 kaum.

Genau diese Kombination: Neu und modern, im Internet und vor allem regelmäßiges Erscheinen. Das regelmäßige Erscheinen muss irgendwann zur Lust des Lesers führen, dass er auf den nächsten Blog wartet und dass darüber geredet wird.

Im Prinzip gilt alles auch heute noch für meinen (und jeden) Blog, nur noch deutlich ausgeprägter.

Vielen Dank, lieber Prof. Born für diesen Einblick und die ein oder andere bissige Bemerkung!

Blog von Prof. Karl Born: http://karl-born.de/wp/