Er ist der am meisten zitierte und hochdekorierte Tourismusmanager Deutschlands, hatte von 2001 bis 2006 die Professur für Betriebswirtschaftslehre und Tourismusmanagement an der Hochschule Harz in Wernigerode inne und lehrt dort noch heute. Seine Laufbahn startete Prof. Karl Born bei der Condor. Sein Weg führte ihn hier bis an die Spitze des Vertriebs. 1987 wechselte Prof. Karl Born zur TUI als Direktor Flugverkehr – später wurde er zum Generalbevollmächtigten ernannt und bestieg den Vorstandsposten. Letztlich war er als Vorsitzender der Geschäftsführung der TUI Deutschland GmbH und für den Geschäftsbereich Touristik verantwortlich. In seinen Funktionen hat er als Stratege und gut vernetzter Querdenker für viele Brancheninnovationen gesorgt. Er bekleidet heute mehrere Aufsichtsratsposten sowie führende Ämter und tritt als hochgeschätzter Referent auf. Und: Prof. Karl Born ist einer der ersten Blogger überhaupt – seine seit 2001 wöchentlich erscheinenden „Borns Bissige Bemerkungen“ ist einer der ersten B2B Blogs. In den BBBs nimmt Prof. Karl Born kein Blatt vor dem Mund. Kurzum: Der Mann hat Ahnung und eine Meinung – und liefert uns auch damit viele Gründe, mit ihm unsere regelmäßig hier erscheinende Interviewrunde „7 Fragen an…“ zu beginnen.
1. Welche Bissigen Bemerkungen haben Sie zu der unverschämten Idee, dass sich Reiseblogger zu einem Kollektiv zusammentun?
Der 1. Gedanke war: Ist Bloggerkollektiv nicht das Gegenteil von Blogger?
2. Welche bissigen Bemerkungen haben Sie zu den Kritikern des Projekts?
1. Gedanke: Ausgerechnet die fvw stößt diese Diskussion an!! Aber nach der selten heftigen Diskussion auf diesen Beitrag könnt Ihr doch nur „Danke sagen, liebe fvw“. Soviel Publicity zu Beginn hätte man nicht zu hoffen gewagt.
3. Was aus der Ihnen vertrauten Sicht der Tourismus Industrie wünschen Sie sich vom Reiseblogger?
Jeder einzelne Blog ist ein Individuum und muss es auch bleiben. Inhaltlich sollte sich das Kollektiv in den Schwerpunkten ergänzen, ohne in der Abgrenzung verpflichtend zu sein. Für die Vermarktung ist das Kollektiv wahrscheinlich ein Vorteil. Aus der Sicht der Branche kann jeder sinnvolle Beitrag zum Thema Tourismus der Branche nur helfen. Er muss nur ehrlich sein (weder Lobhudeln noch Runterschreiben). Gerade die persönliche Individualität kann für den Leser von Interesse sein (siehe auch die nächsten Fragen).
4. Sie selbst bloggen seit 2001. Was macht einen guten Blogger aus?
Er muss anders sein, als die etablierten Medien. Ein Blogger hat ein hohes Mitteilungsbedürfnis, auf unabhängiger Basis. Im Prinzip ist er eine Art geistiger Exhibitionist, selbstgefällig und überzeugt, dass die ganze Welt an seinen Gedanken Anteil haben will (sollte).
5. Wo sehen Sie die Rolle von Reisebloggern in den nächsten drei (bis fünf) Jahren?
Bloggen ist kein Sprint, sondern Ausdauersport. Es braucht Zeit bis ein Blog bekannt wird. Und in der Zwischenzeit, natürlich auch in der Zeit danach, müssen die obigen Punkte konsequent befolgt werden und vor allem die Unabhängigkeit bewahrt werden. Von Sponsoring darf sich der Blogger nicht verführen lassen und muss dies auf jeden Fall dem Leser gegenüber deutlich machen.
6. Wenn Sie in die Glaskugel schauen – welche Chance für die Reiseberichterstattung sehen Sie?
Die Zukunft (eigentlich auch schon die Gegenwart) ist schwierig, aber lösbar. Der Reiseblogger muss anders sein, als die traditionelle Reiseberichterstattung. Sein „individuelles Fühlen“ muss im Mittelpunkt des Blogs stehen. Die Lust des Lesers muss über die Beschreibung der Landschaft (machen einige Reiseberichtler schon prima) und des Hotels (rauf- und runtergebetet in den Bewertungsplattformen) auf das eigentlich Lebensgefühl nachempfindenswert hingeführt werden. Der potenzielle Leser muss danach gieren, die konkreten Fakten sind nur die Bühne für dieses Erlebnis. Wenn meine Kollegen sich früher 10 Hotels in 2 Stunden angeschaut haben, hat mich stattdessen immer mehr beschäftigt, „wie kann und wird der Tourist sich genau hier fühlen“. Genau das muss der Reiseblogger bewirken können. Natürlich steht ähnliches schon in manchen Berichten, aber wenn man den Verfasser nicht kennt, kann man daraus wenig schließen. Viele Berichte werden aus Vorsicht auch bewusst durch den doppelten Filter geschrieben.
Ein Blogger dessen Art und Betrachtungsweise bekannt ist (deshalb braucht das Zeit) und der permanent individuell schreibt, so wie der denkt und fühlt und ohne permanent an Objektivität (!) zu denken, der hat Zukunft. Das bedeutet aber konsequenterweise, dass ein Blog nicht nur auf Zustimmung stößt, sondern auch auf Ablehnung. Das muss ein Blogger aushalten, sonst ginge seine Individualität verloren.
7. Warum haben Sie vor 11 Jahren angefangen zu bloggen?
Ich habe gemerkt, dass die Studierenden sich nicht so sehr für die aktuellen Ereignisse interessieren. Frage war: Wie kann ich das ändern? Irgendetwas musste anders sein, als Fachbuch, Artikel in Fachzeitungen oder Beiträgen in Tageszeitungen. Es musste individuell und unverwechselbar sein. Es sollte witzig sein, aber nicht plump. Es sollte aber trotzdem auch Inhalt haben. Und es sollte sich vor allem in einem Medium tummeln, in dem sich auch die Studierenden tummeln. Das konnte nur das Internet sein. Ergebnis: Einen Blog im Internet schreiben.
Das war neu. Vergleichbares gab es im Jahr 2001 kaum.
Genau diese Kombination: Neu und modern, im Internet und vor allem regelmäßiges Erscheinen. Das regelmäßige Erscheinen muss irgendwann zur Lust des Lesers führen, dass er auf den nächsten Blog wartet und dass darüber geredet wird.
Im Prinzip gilt alles auch heute noch für meinen (und jeden) Blog, nur noch deutlich ausgeprägter.
Vielen Dank, lieber Prof. Born für diesen Einblick und die ein oder andere bissige Bemerkung!
Blog von Prof. Karl Born: http://karl-born.de/wp/
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